Wird BVB dank Bellingham-Bonus wirklich mehr Geld verdienen, wenn man das UCL-Finale gegen Real verliert? - ERKLÄRT

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Wird BVB dank Bellingham-Bonus wirklich mehr Geld verdienen, wenn man das UCL-Finale gegen Real verliert? - ERKLÄRT

Im Champions-League-Finale trifft Borussia Dortmund auf Real Madrid am 1. Juni. Für Real-Mittelfeldspieler Jude Bellingham wird das eine besondere Partie sein, weil er gegen seinen Ex-Verein spielen wird. Im vergangenen Sommer wechselte Jude für eine fixe Ablöse von 103 Millionen Euro von Dortmund nach Madrid. Darüber hinaus haben sich beide Klubs auf diverse Boni geeinigt, sodass die Gesamtablöse auf maximal 133,9 Millionen Euro steigen könnte.

Wie die Bild-Zeitung exklusiv berichtet, verteilen sich die Boni auf die Vertragslaufzeit des Engländers, also auf 6 Jahre. In diesem Jahr erhält die Borussia eine Zahlung für Judes Meisterschaft in La Liga und für Real Madrids Teilnahme an der nächsten Champions-League-Saison. Einen konkreten Boni-Betrag für die einzelnen Turniere nennt die Quelle nicht.

Am wichtigsten ist, dass der Vertrag eine besondere Klausel über die Champions League enthält. Bild behauptet, dass Borussia 5 Millionen Euro von Real Madrid bekommt, wenn die Blancos die Champions League in den nächsten 6 Jahren (die Vertragslaufzeit) gewinnen.

Es gibt eine weitere interessante Klausel im Vertrag. Wenn Jude in die Champions-League-Mannschaft der Saison gewählt wird (erinnert ihr euch noch an die Sonderpreise, die vor der UCL-Auslosung vergeben werden?), erhält Dortmund eine Bonuszahlung in Höhe von 2 Millionen Euro.

Wo haben sich spanische Medien geirrt?

Interessant: Die spanische Zeitung AS, mit der alles angefangen hat, bezieht sich auf Bild. Aber die deutsche Quelle hat, wie man sehen kann, einfach die Boni erwähnt und sich auf die wahrscheinliche Aufnahme von Bellingham in die Mannschaft der Saison konzentriert.

Die Spanier haben fälschlicherweise geschrieben, dass die Borussia im Falle eines Sieges von Real Madrid zusätzlich 25 Millionen Euro als Prämie für Jude + 15 Millionen für die Teilnahme am Finale erhalten würde. Der eigene Sieg bringt den Schwarz-Gelben aber nur 20 Millionen.

Schauen wir mal, wo genau die Redaktion der Zeitung AS einen Fehler gemacht hat. Real Madrid hat in dieser Champions League bereits folgende Summe garantiert verdient: 15,6 Mio. Euro für die Teilnahme an der Gruppenphase + 16,8 Mio. Euro für 6 Gruppensiege + 9,6 Mio. Euro für das Erreichen des Achtelfinales + 10,6 Mio. Euro für das Erreichen des Viertelfinales + 12,5 Mio. Euro für das Erreichen des Halbfinales + 15,5 Mio. Euro für das Erreichen des Finales = insgesamt 80,6 Mio. Euro.

Borussia Dortmund hat bereits folgende Summe verdient: 15,6 Mio. Euro für die Teilnahme an der Gruppenphase + 10,2 Mio. Euro für drei Siege und zwei Unentschieden in der Gruppe + 9,6 Mio. Euro für das Erreichen des Achtelfinales + 10,6 Mio. Euro für das Erreichen des Viertelfinales + 12,5 Mio. Euro für das Erreichen des Halbfinales + 15,5 Mio. Euro für das Erreichen des Finales = insgesamt 74 Mio. Euro.

Der Sieger des Champions-League-Finals im Wembley erhält zusätzlich 4,5 Millionen Euro. Noch nicht berücksichtigt sind die Gelder aus dem TV-Pool (jedes Land hat seine eigenen Zahlungen, die von den lokalen Sendern abhängen) und die Millionenbeträge für die historische Rangliste (alle 32 UCL-Teilnehmer werden nach der 10-jährigen UEFA-Rangliste verteilt).

Real Madrid und Borussia werden im Finale also um "nur" 4,5 Millionen Euro spielen. Vergleichen wir diesen Betrag mit den Informationen von Bild über die Bonuszahlungen für Jude, insbesondere über die 5 Millionen im Falle einer Niederlage des BVB im Finale. Die Differenz beträgt 500.000 Euro - von 25 Millionen ist also keine Rede.

Außerdem muss man bedenken, dass die Prämie für die gesamte Laufzeit von Bellinghams Vertrag gilt. Das heißt: Wenn die Borussia das Finale gewinnt und 4,5 Millionen Euro erhält, und Real Madrid in den nächsten 5 Jahren den Pokal gewinnt, gehen die 5 Millionen trotzdem an die Schwarz-Gelben.

Eine Niederlage für Dortmund ist also jetzt um 500 Tausend Euro "finanziell lukrativer"?

Nein! Die AS-Redaktion hat drei Faktoren nicht berücksichtigt.

Erstens: Alle Werbetreibenden der Welt werden den Champions-League-Sieger kontaktieren, um ihn zu vergolden. Dazu gehört das Wachstum der sozialen Medien und der Markenbekanntheit. Dazu gehören auch ein Anstieg der Merchandising-Verkäufe und viele andere Bonuspunkte. So kann allein der Faktor "Sieger" zweistellige Millionenbeträge einbringen, die den fehlenden Betrag von 0,5 Millionen Euro für den Bellingham-Bonus ausgleichen.

Zweitens: Der Sieger des Finales wird im Sommer nach Warschau reisen, um dort um den UEFA-Supercup gegen den Europa-League-Sieger zu spielen. Bis zu diesem Jahr erhielt der Sieger 5 Millionen Euro, der Verlierer 3,8 Millionen. Insidern zufolge werden die Zahlungen nun auf 6,5 Millionen für den Sieg und 4 Millionen für die Teilnahme erhöht.

Drittens: Auch die historische Vereinstabelle der UEFA-Koeffizienten spielt eine Rolle. Jeder ist daran gewöhnt, Geld für Leistungen in der laufenden Saison zu berechnen, indem man einfach die Beträge für einen Sieg oder ein Unentschieden (in der Gruppenphase) oder für den Einzug in die nächste Runde addiert. Aber nur wenige schauen sich die Ranglisten der Vereine in den letzten 10 Jahren an.

Die UEFA vergibt jede Saison den gleichen Betrag für die "Geschichte" wie für die regulären Preisgelder - je 601 Millionen Euro. Die Fußballbosse in Nyon wissen sehr wohl, dass die Spitzenklubs riesige Gewinne machen, deshalb erhalten die Spitzenklubs zusätzliche Prämien, egal wie sie in der laufenden Saison abschneiden. Vergleicht einfach mal den roten Bereich in der Tabelle in der Champions League und den anderen europäischen Wettbewerben:

Die Geldverteilung für die "Geschichte" sieht folgendermaßen aus: Die Teilnehmer werden entsprechend ihrer Platzierung in den letzten 10 Jahren aufgeteilt. Der schlechteste Teilnehmer erhält 1,138 Millionen Euro, der vorletzte Teilnehmer erhält 1,138 Millionen Euro mehr, also rund 2,2 Millionen Euro, und so weiter. Real Madrid wird als Tabellenführer in diesem Jahr etwa 36,4 Millionen verdienen.

Die Borussia hat gerade die AS Rom eingeholt, ist punktgleich mit den Römern. Die Italiener schicken gleich 5 Vereine in die nächste Champions-League-Saison, sodass die Mannschaft von Daniele de Rossi noch eine Chance auf ein UCL-Ticket hat.

Und so sieht es aus: Wenn die Borussia das Champions-League-Finale verliert und Atalanta, das das Europa-League-Finale erreicht hat, Bayer Leverkusen besiegt, könnte die AS Rom dank der Bonuspunkte von Italien (ja, das alles ist kompliziert, denn es wird ein Algorithmus verwendet, der Punkte für den Erfolg der einzelnen Länder addiert) vor Dortmund liegen.

Die Tabelle zeigt, dass die Borussia bei der nächsten Auslosung der 9. Verein sein wird, der die historische Prämie erhält, da Chelsea und Sevilla die Champions League verpasst haben. Das Team auf dem 9. Platz bekommt aktuell 27,3 Millionen Euro. Das Team auf dem 10. Platz, auf dem die AS Rom jetzt steht, bekommt 26,1 Millionen Euro, also 1,138 Millionen Euro weniger.

Darüber hinaus gibt es hier die Tabelle für die nächste "historische" Bewertung, ohne Berücksichtigung des Ergebnisses im Wembley, wo der Gewinner, zusätzlich zu Geld, weitere 1 oder 2 Punkte für das Rating erhält.

Juventus wird nur 5 Punkte vor Borussia Dortmund liegen. Ein Sieg im UCL-Finale wird die Borussia noch näher an die Alte Dame heranbringen, und wenn die Dortmunder Juve überholen, werden die Deutschen beim nächsten Mal mehr Geld verdienen.

Es sollte jedoch klargestellt werden, dass das neue Format und die Ausweitung der UCL auch zu einigen Änderungen bei den Zahlungen führen werden. Der Marketingpool und der historische Pool werden in der Value pillar vereinigt, die sich aus einem europäischen und einem außereuropäischen Teil zusammensetzt und 850 Millionen Euro umfassen wird.

Das historische Rating für 10 Jahre wird auf den außereuropäischen Teil übertragen, und die Auszahlungsstufe wird 320 Tausend Euro betragen.

Der europäische Teil ist ein komplexes System, bei dem die 5-Jahres-Tabelle der Koeffizienten (zum ersten Mal!) und der Marktwert des Vereins die Auszahlungen beeinflussen werden. Dieser Teil wird nun der wichtigste sein und 75% des Budgets der "Preissäule" in Anspruch nehmen. Der Schritt in den Zahlungen wird 930 Tausend Euro betragen.

Die AS Rom hat (wie Inter) 101 Punkte und liegt in der Fünfjahreswertung 4 Punkte vor der Borussia - ein Sieg im Wembley würde den Abstand nur auf 2 oder 3 Punkte (wenn das Finale in die Verlängerung geht) reduzieren. Allerdings ist der deutsche Markt in der Rangliste höher angesiedelt, sodass noch nicht klar ist, wie die UEFA hier das Geld verteilen wird.

Wichtig ist, dass Dortmund in der 5-Jahres-Tabelle derzeit auf Platz 8 liegt und die gleiche Punktzahl wie RB Leipzig hat. Die Roten Bullen kommen aus der gleichen Meisterschaft, der Markt ist gleich, die Dortmunder müssen sich also absetzen, um mehr Geld zu bekommen.

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